Hurtigrute 2018

Hier könnte ihr unsere Eindrücke von der diesjährigen Fahrt mit dem Postschiff miterleben – aus meinem handgeschriebenen Fahrtenbuch.
Bilder sind hier zu sehen.

Vorbemerkung: Nachdem es nun schon unsere vierte Hurtigruten-Reise ist, werden die neuesten Eindrücke immer wieder mit den alten Erlebnissen verglichen. Daher erlaube ich mir, nur noch die ganz neuen Eindrücke zu Papier zu bringen.

1. Tag: Anreise mit KLM München – Amsterdam – Bergen | Einschiffung
Bei Regen verlassen wir München, bei Sonnenschein kommen wir in Bergen an. Seitdem es kein Airberlin mehr geht, sind auch keine Direktflüge mehr möglich.
Unsere Innenkabine auf dem 6. Deck ist ideal für uns. Nur fünf Meter von unserer Tür entfernt ist das Außendeck und üben den Treppen dort sind wir sofort auf allen anderen Decks. Die Motorgeräusche sind leiser als unten, obwohl wir über den Motoren sein müßten.
Das erste Abendessen lässt und die kulinarischen Köstlichkeiten der nächsten Tage erahnen. Wir fallen müde in die Betten.

2. Tag: Hjorundfjord
Gefühlt gehören wir zu den jüngeren der Senioren, die hier allgegenwärtig sind. Über die einzelnen Typen will ich mich nicht auslassen. Alles ist vertreten, jedoch meist mit der altersmäßigen Tendenz nach oben.
Anstelle der mehrstündigen Geiranger Tour (die zu dieser Jahreszeit nicht mehr angefahren wird) geht es verkürzt in den Hyorundfjord mit einem Ausflug nach Urke. Das Ausschiffen mit dem Tenderboot klappt nicht auf Anhieb; wir sind eben keine AIDA oder COSTA Kreuzfahrt-Schiff, wo es wohl ständig vorkommt.
Ein blitzartiger Ein-Tages-Schnupfen hat mich befallen, den ich aber mit einem abendlichen Sauna-Gang sofort erfolgreich bekämpfe.
Tiefhängende Wolgen für den Rest des Tages, doch ab morgen soll es wieder sonnig werden.

3. Tag: Trondheim
Am Vormittag erreichen wir wieder vertrautes Terrain: Trondheim.
Neben der Polarlys ankern wir. Auf direktem Weg geht es zum Nidaros-Dom, wo wir in aller Ruhe die Schönheit dieser Kirche betrachten, diesmal für uns allein. Die Gedanken sind immer noch an Heiligabend 2011 verankert, wo wir diesen Dom gefüllt bis auf den letzten Platz erlebten.
Blauer Himmel begleitet uns beim Verlassen des Trondheimfjords Richtung Nordland. Nun können wir erstmals die Küstenstraßen vom Wasser aus verfolgen, die wir 2017 zum Nordkap gefahren sind.
Immer wieder tauchen beim Vorbeifahren unzählige Lachs-Farmen auf. In dieser Vielzahl habe ich es nicht erwartet. Ob er mir künftig noch so schmecken wird.
Erste Begegnung mit einem ruhigen Nordmeer – so darf es gern weiter bleiben.

4. Tag: Polarkreis-Lofoten
Nun kommen wir in die vom letzten Jahr vertraute Küstennähe, die wir nach Überqueren des Polarkreises erreichen. Die Höhen des Svartisen-Gletschers grüßen bei der Anfahrt von Ornes. Dann erkennen wir unsere R17 (siehe 8. Tag), die uns einige Kilometer begleitet, bevor sie wieder hinter einem der unzähligen Bergrücken verschwindet.
Mittags haben wir nur kurz in Bodo die Füße vertreten; alles ist uns von der letztjährigen Tour per Fahrrad bekannt. Bei absolut wolkenfreiem Himmel, warmer Sonne über 20° und einem aalglatten Nordmeer folgt die Traverse zu den Lofoten nach Stamsund.
Wir haben Glück mit netten Tischnachbarn an Tisch Nr. 6. Ein rund 10 Jahre jüngeres Ehepaar aus der Nähe von Mannheim, die zum ersten Mal fahren. Wir können manches erzählen.

5. Tag: Tromso
Die restlichen Lofoten/Vesteralen-Häfen verschlafen wir, mit Ausnahme des Trollfjords. Erst in Harstad sind wir wieder an Deck.
In Tromso empfängt uns eine moderne Einkaufshalle, wo vor 10 Jahren noch die Händlerstände waren und Gerlinde damals ihre Mütze mit Ohrenklappen bekam.
Wir besuchen ein neues Arktik-Museum, das sich besonders dem schwindenden Gletscher-Eis widmet. Die Seelöwen bzw. Robben-Schau zeigt die Meerestiere bei der Fütterung.
Die Auffahrt mit der Bergbahn heben wir uns auf’s nächste Mal auf, wenn wir mit Fedor hier sind.
Abends Sauna und danach ein erstes Polar-Licht – nicht sehr stark und farbig, aber immer wieder eindrucks- und geheimnisvoll.

6. Tag: Nordkap
Was wir im letzten Jahr bei Sturm, Regen und Wolken erlebt haben, zeigt sich jetzt bei Sonnenschein; die Äusflügler zum Nordkap werden es danken.
Unterwegs begegnet uns die M/S Lofoten – was ist das für ein kleines, richtig ursprüngliches Schiff noch! Wir sind froh und dankbar, dass wir unsere erste Reise damit gemacht haben. Diese Eindrücke werden unvergesslich bleiben.
Tochter Ruth ruft gerade aus Spanien an. Weiter entfernt könnten wir eigentlich nicht sein. Clara freut sich, mit Opa zu plaudern.
Honningsvag ist uns dehr vertraut. Es ist Sonntag, die Läden haben zu und ohne Schnee sieht die Stadt und der Hafen fast befremdlich aus.
Wir steigen den Hügel hinaus und sehen der Feuerwehr-Übung auf dem Schiff zu. Das Schiff „brennt“ und „raucht“!

7. Tag: Wendepunkt in Kirkenes
Die Stadt zeigt sich bei vollem Sonnenschein und 19° – was ist das nur für ein herrlicher Spätsommer?
Manches hat sich seit unserem ersten Aufenthalt vor zehn Jahren verändert; doch es bleibt eine Grenzstadt nach Rußland hin.
Auf der südwärtigen Route erleben wir, dass unser Schiff NORDLYS immer zu spät an den Häfen ankommt und die Ladezeiten einen auch nur kurzen Aufenthalt haben, wir aber nicht aussteigen können. Das ist schade. Vielleicht ist es auch der alte Motor, der einfach die Leistung von 16 Knoten nicht mehr herbringt. Das Schiff soll ja bald generalüberholt werden. Also genießen wir den 25jährigen Charme eines deutschen Volkswerft Schiffes.
Die Barent-See ist ruhig geblieben, dank des Südwindes mit Stärke 5. Wir sind gespannt, ob das bisherige Sonnenwetter auch auf der Rückfahrt so bleibt.

8. Tag: Hammerfest
Die meisten Häfen an der Barentsee verschlafen wir auf der Rückfahrt, weil es Nacht ist. Die Sonne versteckt sich erstmals hinter Wolken, als wir in Hammerfest ankommen. Doch schon vier Stunden später scheint sie wieder wie gewohnt.
Was haben wir nicht für ein Glück mit dem Wetter!

Der nächste Höhepunkt unserer Reise ist dann in Tromsö das Mitternachtskonzert in der Eismeer-Kathedrale. Diese Highlight hat uns immer noch gefehlt. Es ist für unsere Verhältnisse schon eine ungewöhnliche Zeit, doch es hat sich gelohnt. Die Harmonie des Baues und Raumes mit der Musik war großartig und stimmig.

9. Tag: Vesteralen – Lofoten
Die Größe der „Lofoten-Wand“ kommt mir diesmal noch gewaltiger vor. Die tausend Meter hohen Berge stehen gewaltig da.
Der Raftsund ist eine Lücke in dieser Wand und später dann der Trollfjord mit seinen Felswänden im Abendlicht.
Svolvaer hat sich in den letzten zehn Jahren gewaltig verändert: die alten schmucken Holzhäuschen am Hafen mußten den Hotel-Kästen weichen. Alles wirkt steril und zu groß für die grazile Landschaft.
Aber die Norweger haben die Lofoten ja auch als ihr Haupt-Urlaubs-Gebiet ausgemacht und daher die Veränderungen.

10. Tag: Bodö – Rörvik
Erstmals sehen wir am Morgen tiefliegende Wolken und haben leichten Regen. Die Sommertage mit dem Sonnenliegen auf Deck sind zuende.
Der Polarkreis wird ohne größere Regung auf dem Schiff überquert. Die Innendecks sind jetzt bevölkert. Ein Sprachgewirr aus englisch, französisch und weniger deutschen Dialekten dringt ans Ohr.
Die Wolken lichten sich wieder, der Regen hat die Fenster geputzt.

11. Tag: Trondheim und Richtung Bergen
Wir bleiben während der Liegezeit in Trondheim an Bord – die Stadt kennen wir zu jeder Jahreszeit. Auch die nächsten Städte locken nicht mehr groß zum Hafenbummel, zumal ja unsere NORDLYS meistens mehr als eine Viertelstunde zu spät am Hafen ankommt und dann aber auch wieder pünktlich abfahren will. So würden meistens nur 10 Minuten zum Landgang bleiben und das lohnt sich nicht (am 7. Tag habe ich mich bereits darüber ausgelassen – und es hat sich nicht gebessert!).

Wolkenverhangen fahren wir die restlichen Stunden. Uns fällt wieder auf, dass sich die Gegend im Süden doch sehr von der im Norden unterscheidet. Wenn es in die Fjordlandschaft Richtung Bergen geht, sind viele der Ufer bewohnt und die Berge oft bewaldet.
Und es sind auch die vielen Eindrücke von Landschaften, die jetzt nicht mehr Neues aufnehmen wollen.

Fazit: Eine wunderbare Schiffsreise mit den Hurtigruten geht zuende. Alles hat perfekt gepasst (von den Verspätungen abgesehen). Unsere Tischnachbarn waren eine willkommene Bereicherung für die vielen Gespräche. Das Essen hat angeschlagen – eine Gewichtszunahme ist spürbar.

Die letztjährigen Land-Strecken mit Womo Fedor haben wir meistens wieder entdecken können. Und schon wächst der Wunsch, die eine oder andere Gegend in den nächsten Jahren wieder zu befahren – so Gott will, und wir leben (wie es in der Bibel heißt).

Auch der Rückflug nach München hat reibungslos gepasst – und die Koffer waren auch da. Ein herzliches Danke an alle, die dazu mitgeholfen habe.

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